Modellprojekt „Ankommenspatenschaften“

Die Heimat verloren, der neuen Sprache noch nicht mächtig, mit Einheimischen wenig verbunden: So erfahren es nach wie vor viele Menschen, die nach Deutschland geflohen sind. Um ihnen Begegnung zu ermöglichen, das Zurechtfinden mit immer neuen Herausforderungen im neuen Land zu erleichtern und den langen Prozess der Integration zu unterstützen, gibt es seit März 2016 „Ankommenspatenschaften“ - ein Modellprojekt, das die bagfa e.V. derzeit gemeinsam mit 21 Freiwilligenagenturen in unterschiedlich großen Städten umsetzt.
Der Ansatz lautet: Eine Freiwillige bzw. ein Freiwilliger und ein geflüchteter erwachsener Mensch treffen sich, erkunden gemeinsam die Stadt, erzählen sich über ihren Alltag und schauen, abhängig von den individuellen Bedarfen, was an öffentlichen Freizeit-, Bildungs- und Unterstützungs-Angeboten für die/den Schutzsuchende/n hilfreich sein könnte.
Wichtig für das Projekt von Beginn an: Es sollte eine großen Zahl von Menschen beider Seiten eingebunden werden. Deshalb wurde ein niedrigschwelliger Zugang in die Geflüchtetenhilfe gewählt. Jedes Tandem, so lautet daher die Vorgabe, verabredet sich zunächst drei Mal, bei beiderseitigem Interesse gegebenenfalls auch öfter. Bewusst werden damit Patenschaftsformate modifiziert, die in der Regel langfristig angelegt und aufwändiger zu realisieren sind.
Wie die Evaluation des ersten Projektjahres zeigt, als PDF "bagfa-Analyse: Ankommenspatenschaften" hier zugänglich, ist die Niedrigschwelligkeit tatsächlich ein entscheidendes Moment. Das gilt zumal bei der Gruppe Engagementinteressierter, die unsicher sind und/oder sich zunächst eine überschaubare Aufgabe wünschen. Zudem erweist sich, dass sich auch aus kurzfristig angelegten Begegnungen längere und enge Patenschaften entwickeln können. Auch die Freiwilligenagenturen bewerten den besonderen Zugang als wichtige Ergänzung des Spektrums an Engagementmöglichkeiten in der Geflüchtetenhilfe.
Die Agenturen, die das Modellprojekt angepasst auf die lokalen Bedingungen umsetzen, sind alle erfahren in der Patenschaftsarbeit und lokal in der Flüchtlingshilfe vernetzt. Sie gewinnen die Teilnehmenden, bereiten die Freiwilligen auf ihren Einsatz vor, führen beide Seiten zusammen und begleiten die Tandems. Die Finanzierung erfolgt durch „Menschen stärken Menschen“, einem Programm des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Im Jahr 2016 haben die beteiligten Freiwilligenagenturen 2.780 Ankommenspatenschaften gestiftet, im Jahr 2017 wurden 2.700 Tandems zusammengeführt.
Einige Einblicke in die Umsetzung des Modellprojekts sind auch in einer Broschüre wiedergegeben, die die bagfa e.V. in einem Kooperationsprojekt gemeinsam mit der Initiative Bürgerstiftungen und der Bundesarbeitsgemeinschaft Seniorenbüros e.V. erarbeitet hat. Sie ist hier herunterzuladen: Patenschaften verbinden Geflüchtete und Einheimische (PDF)
Folgende Freiwilligenagenturen stiften im Jahr 2018 Ankommenspatenschaften:
SonnenZeit Freiwilligenagentur e. V., Ansbach
Freiwilligen-Zentrum Augsburg gGmbH
FreiwilligenAgentur KreuzbergFriedrichshain, Berlin
Freiwilligenagentur Jugend – Soziales – Sport e.V., Wolfenbüttel / Braunschweig
Arbeitsstelle für Projektentwicklung und Engagementförderung, Dreieich
Treffpunkt aktiv, Landkreis Fulda
freiraum – Freiwilligen Agentur Gehrden e.V.
ZEBI – Zentrum für Bürgerengagement und Initiative, Gersthofen
Freiwilligenzentrum Stadt und Landkreis Gießen
Freiwilligen-Agentur Halle-Saalkreis e.V.
nettekieler Ehrenamtsbüro, Kiel
Centrum zur nachberuflichen Orientierung, Köln
Kölner Freiwilligen Agentur e.V.
Forum Ehrenamtsbörse Freiwilligenagentur für Königswinter und Umgebung
Freiwilligenagentur Magdeburg e.V.
Centrum für bürgerschaftliches Engagement e.V., Mülheim an der Ruhr
Freiwilligen-Agentur Altmark e.V., Stendal
Ansprechpartner:
Bernd Schüler
Tel.: 030 - 32 66 34 15
bernd.schueler@ bagfa.de